Spritzen

Von der Glasspritze zur Kunststoffspritze

Die Insulinfindung führte dazu, dass man ein „Werkzeug“ benötigte, um dieses wertvolle Gut zu injizieren. Man gab den Patienten eine Glasspritze in die Hand. Glasspritzen waren schon seit etwa 250 Jahren in der Medizin in Gebrauch, erprobt und vielfach bekannt.

Für die Zuckerkranken gibt es sie mit einer Skalierung in ml und ccm. Ein Teilstrich entspricht hierbei vier Injektionseinheiten beim U40 Insulin. Die Spritzen mit Insulinskalierung sind aber auch schon ab Mitte der 1930er Jahre erhältlich.

Eli Lilly, Insulinspritzen
BD-Spritzen

Glasspritzen müssen sterilisiert und sauber gehalten werden. Zudem sollten sie nicht zu Bruch gehen. Um sie davor oder Verschmutzungen zu bewahren, werden sie in Behältnissen aus Karton, Plastik und Edelstahl aufbewahrt.

Drei Insulinspritzenbehälter
Spritzbestecke

Für die Verwendung bei längerer Abwesenheit von zu Hause oder bei Reisen kommen die Spritzen und Kanülen in einen Transportbehälter. Dort sind sie zum Teil in Alkohol gestellt, siehe hierzu die Bebilderung im Link „Sterilisation“.

Zur Injektion benötigt man noch die vorher erwähnten Kanülen. Diese werden auf den Konus der Spritze gesteckt und bei der Injektion ins Unterhautfettgewebe verbracht. Sie gibt es in verschiedenen Längen und Stärken. Neben dem Sterilisieren mussten sie von Zeit zu Zeit geschliffen werden. Dies geschah mit einer Nagelfeile oder einem Schleifstein.

Drei Verpackungen mit Insulinkanülen
Schleifsteine und Nagelfeile

Im Laufe der Jahre verändert sich die Stärke und Länge der verwendeten Kanülen erheblich.

Die Angabe der Kanülenstärke erfolgt in Gauge – je höher die Gauge-Zahl, je feiner die Kanüle.

Kanülenübersicht Eli Lilly
Kanülenübersicht Novo Nordisk

Mitte der 1970er Jahre kommen in der BRD die Plastikspritzen auf den Markt. In der DDR merkt man davon allerdings nichts. Dort wird es größtenteils bis zur Wende im Jahre 1990 dauern, bis auch der letzte Teil der Bevölkerung davon profitiert.

Plastikspritze
Plastikspritzen

Bei den Plastikspritzen entfällt die penible Desinfektion fast zur Gänze und es reduziert sich die Bruchgefahr. Für Sehbehinderte und Blinde gibt es fortan eine Reihe von Hilfsmitteln, die bei den Glasspritzen doch eher Raritäten darstellten.

Aufziehhilfen für Sehbehinderte und Blinde

Die Kunststoffspritzen wurden je nach zu spritzenden Einheiten in eine Schablone gelegt. Nun war es möglich, die exakte Insulinmenge aufzuziehen. Bei den Glasspritzen wurde mit Hilfe eines Schraubenkolbens der Aufziehvorgang beschränkt.

Zu unserem Bedauern trennen sich hier viele Betroffene von ihrem alten „Werkzeug“ durch Entsorgung. Selbstverständlich können wir dies aber vollumfänglich nachvollziehen.

Spritzenvitrine
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