Geschichte und Forschung

Ärzte, Forscher und Wissenschaftler

An dieser Stelle wollen wir Ärzte, Forscher und Wissenschaftler vorstellen, die unserer Meinung nach einen großen Teil dazu beigetragen haben, den Diabetes mellitus besser zu erkennen und die Erkrankung somit verstehen zu können.

Im alten Ägypten, im Papyrus Ebers, im Absatz 264, finden sich erste Anzeichen für die Schilderung des Diabetes.

Die alten Römer und Griechen bemerken die Süße im Urin.

Plakette Paracelsus

Im auslaufenden Mittelalter beginnt Paracelsus (1493-1541) den alten Lehrmeinungen zu widersprechen und betrachtet die Zuckerkrankheit im Zusammenhang mit allen Stoffwechselvorgängen des Körpers. Er beschreibt den Diabetes mellitus erstmals als hormonelle Erkrankung.

Porzellanmünze William Harvey
Münze William Harvey

Der Engländer William Harvey (1578-1657) entdeckte den Blutkreislauf und damit verbunden den Blutzucker.

Ein anderer Engländer, Thomas Willis (1621-1675) erkannte als Erster die Zuckerkrankheit und sprach Folgendes aus: „Wie mit Honig oder Zucker getränkt.“

Plakette Claude Bernard

Der französische Physiologe Claude Bernard (1813-1878) erforschte die innere Sekretion und findet den Zucker in der Leber. Das Glycogen hat seinen Namen gefunden.

Am 18.2.1869 legt Paul Langerhans (1847-1888) zur Erlangung der Doktorwürde seine Arbeit zur mikroskopischen Anatomie der Bauchspeicheldrüse an der Friedrich Wilhelms Universität zu Berlin seinem Professor Virchow vor. Dabei geht es um die, später seinen Namen erhaltenden, Langerhans-Inseln. Diese sind die insulinproduzierenden Zellen im Gewebe der Bauchspeicheldrüse. Er stirbt auf der portugiesischen Insel Madeira an Tuberkulose und findet hier in Funchal seine letzte Ruhestätte.

Büste Paul Langerhans

Büste von Paul Langerhans

Paul Langerhans, Grab
Grab von Paul Langerhans

Alljährlich verleiht die Deutsche Diabetes Gesellschaft die Paul-Langerhans-Medaille an einen herausragenden Wissenschaftler. Abgebildet sind auf der Rückseite die Langerhans-Inseln.

Paul Langerhans Medaille im Etui
Paul Langerhans Medaille, Vorderansicht

Mit freundlicher Genehmigung des Preisträgers von 1987, Herrn Prof. Axel Ullrich.

Paul Langerhans Medaille,Rückseite

Die beiden deutschen Internisten Oskar Minkowski (1858-1931) und Joseph von Mering (1849-1908) entfernen im Jahre 1889 einigen Hunden das Pankreas. Die Tiere erkranken unmittelbar an der Zuckerkrankheit. Minkowski wird 1923 der erste Leiter des Deutschen Insulinkommitees, welches die Zulassung gewerblicher Betriebe zur Insulinherstellung nach den Vorgaben der Universität Toronto überprüft.

Ölgemälde Oskar Minkowski
Oskar Minkowski, © S. Gutauskas
Deckblatt Buch Minkowski

Die zusammengefassten Untersuchungen von Oskar Minkowski erscheinen im Jahre 1893.

Oskar Minkowski, Grab

Das Grab von Oskar Minkowski liegt auf dem Friedhof Heerstrasse in Berlin

Carl von Noorden (1858-1944), Internist, gründete die erste Fachklinik für Stoffwechselerkrankungen 1895 in Europa. Im Ortsteil Sachsenhausen in Frankfurt/Main verköstigte er damals eine Diäthaferkur für Diabetespatienten. Zu diesem Thema und der Diät bei Zuckerkrankheit erschienen eine große Anzahl von ihm geschriebener Bücher.

Bernhard Naunyn (1839-1925), Internist und Herausgeber, prägte 1898 den Begriff der Azidose, die für das diabetische Koma bei Überzuckerung verantwortlich ist.

Münze Bernhard Naunyn
Bernhard Naunyn wurde auf dem Friedhof II der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde in Berlin bestattet.
Bernhard Naunyn, Grab

Prof. Georg Zuelzer (1870-1949) stellt 1907 bei einem Internistenkongress sein Pankreaspräparat vor. Er muss die Arbeiten allerdings wegen schwerer Entzündungen an den Einspritzstellen einstellen.

Deckblatt Doktorarbeit Zuelzer

Die Dissertation von Georg Zuelzer aus dem Jahre 1893.

Nicolae Paulescu (1869-1931), ein rumänischer Arzt, hatte im Tierversuch ein wirksames Mittel gespritzt, welches er mit positivem Ergebnis anwendete. Er publiziert diesen Erfolg in französischer Sprache. Ob dieses Extrakt beim Menschen dieselbe Wirkung gebracht hätte, oder es möglicherweise wie bei Dr. Zuelzer geendet hätte, kann sicherlich niemand sagen.

Münze Paulescu

Der Kanadier Frederick Grant Banting, orthopädischer Chirurg (1891-1941) und der Amerikaner Charles Herbert Best, Chemiestudent (1899-1978) finden mit ihren Arbeiten an der Universität Toronto 1921 das Insulin. Banting erhält dafür 1923 den Medizin-Nobelpreis. Er war im Übrigen auch Mitentwickler der Unterdruckkammer für Taucher und der Schleudersitze von Kampfflugzeugen.

Banting stirbt 1941 bei einem Flugzeugabsturz über Neufundland. Sein Geburtstag, der 14.11., ist das Datum für den Weltdiabetestag. Best bleibt bis zu seinem Tod als Universitätsprofessor in Toronto.

Münze Banting und Best

Der amerikanische Arzt Elliott P. Joslin (1896-1962) erkannte die Zusammenhänge von Ernährung, Insulin und Muskelarbeit. Er forcierte die Einbindung und Schulung der betroffenen Patienten in die Diabetestherapie. Nach ihm sind noch heute viele Kliniken in den USA benannt.

Münze Elliott P. Joslin

Karl Stolte (1881-1951), Internist, Kinderarzt und Diabetologe, entwickelte eine Insulintherapie, die den Diabetespatienten eine bedarfsgerechte Ernährung ermöglichte. Wie Banting vertrat er die Ansicht zum Essen zu spritzen. Diese Therapie konnte aber gegen die Insulinhersteller, die ihre Depotinsuline Ende der 1930er Jahre zum neuen und alleinigen Mittel propagierten, nicht mehr durchgesetzt werden.

Foto Karl Stolte
Prof. Stolte Anfang der 1950er Jahre
Mit freundlicher Genehmigung der Familie Stolte.

Gerhardt Katsch (1887-1961), Internist, eröffnete am 1. September 1930 das erste Diabetikerheim Deutschlands. Es befand sich in Garz auf der Ostseeinsel Rügen. Das Heim verfügte bei der Gründung über ca. 30 Plätze. Die dort untergebrachten Personen sollten sich selbstständig versorgen und wurden angelernt, sich im Alltagsleben zu behaupten.

Ansichtskarte Garz auf Rügen
Postkarte von der Graph. Kunstanstalt Kettling & Krüger, Schalksmühle in Westfalen
Postkarte Gärtnerei in Garz auf Rügen
Postkarte von der Graph. Kunstanstalt Kettling & Krüger, Schalksmühle in Westfalen

Seit 1979 verleiht die Deutsche Diabetes Gesellschaft jährlich die Medaille mit seinem Konterfei, an Persönlichkeiten, die sich in der sogenannten Laienarbeit besonders verdient gemacht haben.

Gerhardt Katsch Medaille

Mit freundlicher Genehmigung der Preisträgerin von 1988, Frau Anneliese Kuhn-Prinz.

Im Jahre 1969 wird in der DDR der Koordinierungsrat der medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaft gebildet, der sich u. A. für die Vergabe der Gerhardt Katsch Medaille der DDR verantwortlich zeigt. Hier werden ab 1977 Medaillen mit verschiedenen Persönlichkeiten verliehen. Die mit einer Abbildung von Gerhardt Katsch kommt ab 1980 dazu.

Gerhardt Katsch Medaille, DDR

Gerhardt Katsch ist ein Gründungsmitglied des 1930 entstandenen Deutschen Diabetiker Bundes. Die zeitgleich erscheinende Mitgliederzeitung trägt den Namen „Wir Zuckerkranken“. Aus dieser entsteht später „Der Diabetiker“, der heute als „Diabetes Journal“ erscheint.

Familie G. Katsch, Grabstätte

Die Grabstätte der Familie Katsch befindet sich auf dem alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin.

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