Blutzuckermessung

Nach 1964

1964 revolutioniert sich die Blutzuckermessung durch die Einführung von Teststreifen mit dem Namen „Dextrostix“ der USamerikanischen Firma Ames, die visuell ablesbar waren.

Dextrostix, Glasbehälter mit Testreifen

Weltweit führt die Firma 1969 das erste, analoge Messgerät ein. Hier kann der Patient einen selbstständig gewonnenen Blutstropfen auf den Teststreifen auftragen und diesen zur Auswertung in das Gerät einführen. Der „Reflectance Meter“ wird in Deutschland von der Firma Bayer vertrieben. Die Zusammenarbeit bleibt mit Übernahme der Firma Miles aus den USA im Jahre 1978 und darüber hinaus bis zur Eigenentwicklung von Blutzuckermessgeräten bestehen.

Der „Reflectance Meter“ hat einen Messbereich von 10 bis 1000 mg/100ml. Die unterschiedlichen Skalen werden durch Drehen des Rades auf der rechten Seite angezeigt. Er wiegt 1kg und benötigt 220 Volt. Der Preis liegt bei etwa 500 US$.

Im Jahr 1972 bringt die Firma Ames ein zweites, ebenfalls analoges Messgerät, den „Eyetone“ heraus. Einziger uns bekannter Unterschied ist der Messbereich von 10- 400 mg/100ml, der dafür eine starre Anzeige hat.

Ames Reflectance Meter
Ames Eyetone

1974 folgt das erste deutsche Unternehmen Boehringer Mannheim mit dem „Reflomat“. Dieses orangefarbene Gerät hat einen Messbereich von 10-350 mg/dl, wiegt 1,1kg, benötigt ebenfalls 220 Volt und kostet laut Angebot incl. 50 Teststreifen 1978 stolze 1291,53DM. Mit der wechselbaren Scheibe unter dem Messkopf bestimmt man Glucose aus Blut oder aus Serum.

Reflomat

Bei allen drei vorher beschriebenen Geräten beträgt die Blutmenge 20µl. Vergleichen Sie hierzu bitte die dargestellte Tüpfelplatte von der Seite „Blutzuckermessung vor 1964“, die die Blutmengen der unterschiedlichen Messverfahren im Laufe der Zeit gegenüberstellt.

Nach unseren Erkenntnissen kommt 1980 das erste, digital arbeitende Blutzuckermessgerät, der „glucoseMeter A“, international genannt der „Glucocheck“, auf den Markt. Dieses Messgerät wurde  von der englischen Firma Medistron entwickelt und in Europa verkauft. Weltweit übernimmt das die Firma Lifescan aus den USA. Man unterstellt nach der Übernahme der Firma Medistron, dass dies das erste Blutzuckermessgerät der Firma Lifescan war. Es arbeitete mit einem 9 V Netzteil.

Zwei Jahre später erscheint in Deutschland das „glucose-meter Petita“ das zweite, digitale Messgerät der Firma Medistron, die im englischen Crawley ansässig war. International bekannt als „Glucocheck II“ oder „Glucoscan“. Zur Stromversorgung dient erstmalig eine 9 Volt Batterie und es wiegt 200gr. Der Messbereich der empfohlenen Blutzuckerteststreifen ist 20-800 mg/dl. 

glucose meter A
glucose-meter Petita

Die Firmen der ersten Generation von Blutzuckermessgeräten mit einem Teststreifen, Ames und Boehringer Mannheim stellen ebenfalls 1982 ihre digitalen Nachfolgemodellen vor. Grundlegend hat sich weder bei der Stromversorgung noch bei der Blutmenge etwas geändert. Der Messbereich beim Reflocheck liegt zwischen 20-450 mg/dl. 

Reflocheck und Dextrometer

Fortan, durch die weitere Entwicklung, werden sie kleiner und somit handlicher. 1983 erscheint der erste Reflolux, auf dem rechten Foto, von Boehringer Mannheim mit vier Alkali-Batterien. Er verarbeitet Blutzuckerwerte von 40-400 mg/dl. Die Teststreifen sind allerdings zusätzlich visuell ablesbar und zeigen hier Werte von 20-800 mg/dl an. Das Gerät wiegt 270gr und kostet 498,–DM.

Reflolux, 1983

In den USA bietet die Firma Lifescan, linkes Bild, 1985 den Glucoscan 2000 zum Testen des Blutzuckers an. Nach „Glucoscan“ und „Glucoscan plus“ das dritte Blutzuckermessgerät dieser Serie.

1986 beliefert die US-amerikanische Firma Ames Westeuropa mit dem „Glucometer“. Dieses Blutzuckermessgerät ist weitverbreitet und bietet der Anwenderin, dem Anwender erstmalig einen Datenspeicher.

Glucoscan 2000
Ames Glucometer 1

Ab 1987 werden auch bei den anderen Geräten Datenspeicher integriert und man kann anhand von Datensätzen Datum, Uhrzeit, Messergebnisse usw. erfassen. Beim Linken, dem Reflolux II M konnte man zusammen mit dem Camit EL 250 Datensätze, beim Rechten Glucometer M+ mit Miniprinter 300 Datensätze dokumentieren. 

Reflolux mit Camit EL
Glucometer M+, Bayer mit Drucker

Die US-amerikanische Firma Lifescan bringt dieses Gerät, auf der linken Seite, den „One touch“ 1989 erstmals nach Deutschland. 

Rechts zeigen wir an dieser Stelle Anjas erstes Blutzuckermessgerät aus dem Jahre 1994, dass sie damals nach ihrer Erstmanifestation bekam. 

Glucoscan One Touch, Lifescan, 1990
One Touch II, Lifescan, 1994

Nebenbei sei hier erwähnt, dass der Reflolux II im Jahre 1987 stolze 553,50 DM gekostet hat. Erst nach langem hin und her erstatteten die Krankenkassen ggf. den Betrag. Auch Anfang der 1990er Jahren kosten die Geräte zwischen 350 DM und 500 DM. Deshalb präsentiert die Firma Owen Mumford, auf dem rechten Bild, mit dem RentaScan 1990 eine andere Herangehensweise. Sie bot dieses Blutzuckermessgerät für 3 DM im Monat bei einer Laufzeit von zwei Jahren an. Zu der damaligen Zeit für umgerechnet 1,50€ eine tolle Alternative.

RentaScan

Die neue Generation von Blutzuckermessgeräten benötigt bei Weitem nicht mehr die Blutmenge der Vorläufermodelle.

Während diese in der BRD bald zum diabetischen Alltag werden, wurde in der DDR bis zur Wende 1990, bei den meisten Betroffenen, der Blutzucker einmal im Monat in einer Poliklinik bestimmt.

Zwei Glukose Fotometer, DDR

Hier ist anzumerken, dass es ab Januar 1991 zur gesetzlichen Grundlage wird, das ein Blutzuckermessgerät Kassenleistung ist und somit erstattungsfähig. Auch seinerzeit war es somit schon ein Kampf um das eigene, zustehende Recht.

Dank der Vorschriften des Gesetzgebers und vor allem des MDK, medizinischer Dienst der Krankenversicherung seit seiner Gründung 1989, hat sich unserer Ansicht nach an diesem patientenunfreundlichen Verhalten der Kostenträger leider nichts geändert.

Leider müssen die Sehbehinderten und Blinden auf ein sprechendes Blutzuckermessgerät bis Mitte der 1990er Jahre warten. Bisher gibt es verschiedene Hersteller, die externe Sprachausgaben für ihre Blutzuckermessgeräte anbieten, d.h. man benötigte zwei Dinge, zum einen das Blutzuckermessgerät und zum anderen das Modul für die Ansage des Blutzuckerwertes.

Dann verändert der blaue “Gluki” der Firma Caretec aus Wien diese Situation. Es ist das erste sprechende Blutzuckermessgerät der Welt und verwendet die Teststreifen des Glucometer Elite der Firma Bayer, wie man der Bedienungsanleitung entnehmen kann. Der Messbereich liegt bei 40-500 mg/dl und der Speicher sammelt zehn Werte. Die Auswertung dauert eine Minute. Leider hat sich die Situation für diese Personengruppen nach anfänglich guter Perspektive in den letzten Jahren wieder um einiges verschlechtert.

Das erste Messgerät mit integrierter Stechhilfe und Teststreifenkasette mit 25 Stück kam aus Finnland. Die Firma Mendor vermarktet den schwarzen Discreet 2011 für etwa 80,00€.

Gluki, Caretec, 1995
Mendor Discreet, Finnland, 2011

Bei der heutigen Flut an Gerätschaften wollen wir hier noch erwähnen, dass wir ganz sicher das Modell via Foto präsentieren, dass verletzungsfrei Werte ermitteln kann.

Wir gehen noch auf die Hilfsmittel ein, die man zur Bluttropfengewinnung braucht. Am Anfang glichen die Spitzen noch einem kleinen Schraubenzieher. Das Blut wurde an den Fingerkuppen entnommen. Beispielhaft zeigen wir ein entsprechendes Blutentnahmebesteck auf unserer Seite Blutzuckermessung vor 1964.

Ende der 1950er Jahre werden Blechfedern in den Laboren Standard.  

Anfang der 1980er Jahre legt die Firma Owen Mumford diese Stechhilfe mit auswechselbaren Lanzetten in die zuckerkranken Hände.

Metalllanzetten zur Gewinung eines Bluttropfens
Autolet mit zwei weiteren Stechhilfen

Diese Produkte entwickeln sich, wie die Blutzuckermessgeräte, weiter. Die Lanzettennadeln erhalten neue, vermehrte und stärkere Schliffe. Dadurch werden die Einstichkanäle feiner und flacher und die Verletzungen kleiner. Die Gewinnung des Bluttropfens wird somit schmerzarm und ist etwas leichter zu ertragen. Denn die moderne Diabetestherapie erfordert immer noch eine mehrfache, tägliche Kontrolle des Blutzuckerverlaufes oder die Messung in der Gewebeflüssigkeit (CGM).

Ansicht zahlreicher Stechhilfen

Durch die Einführung eines stechfreien Blutzuckermessgerätes würden diese Hilfsmittel nicht mehr benötigt. Das wäre, nach unserer Meinung, sehr zu befürworten.

 

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